Donnerstag, 22. Januar 2015

Dumme Intelligenz

Nachdem mir meine Deutschlehrerin eine Art "Hochbegabtentest" oder dergleichen zusätzlich zum Abitur angeboten hat (ich habe lachend abgelehnt), habe ich mir ein paar Gedanken über Intelligenz, IQ und Bewertung von Klugheit gemacht. In Zeiten, wo von nahezu jedem Kind Abitur mit anschließendem Studium erwartet wird, ob es nun will oder kann oder auch nicht, sind ein paar Überlegungen dazu angebracht.
Intelligenz. Was ist das? Für viele ist es ein Maß an Klugheit, das einer gewissen Person zugeschrieben wird. Das mag so stimmen. Gemessen wird Intelligenz dann mithilfe des IQ-Tests, den man mittlerweile auf jeder zweiten Website machen kann. Das Ergebnis soll etwas über die Intelligenz des Getesteten aussagen. Der Durchschnittswert liegt wohl bei ca. 100. Als hochbegabt gilt man mit 130 aufwärts.
Doch was sagt das aus?! Eine Zahl entscheidet über meine Intelligenz? Wie eine Literangabe auf einer Milchpackung? Mir erscheint das reichlich ungenügend.
Denn Intelligenz ist weit mehr, als man mit einem aus Zahlenketten und schematisch zu erratenden Bildern bestehenden Test feststellen kann. Hier wird größtenteils die Gedankenleistung in den Bereichen Logik und Konzentration ergründet. 
Doch gehören nicht auch Aspekte wie gesellschaftliche Intelligenz in zwischenmenschlicher Kommunikation und Kreativität dazu? Ich denke sehr wohl. Meiner Meinung nach ist ein Künstler, der ein wunderschönes Bild malen kann, ebenso, wenn nicht mehr, zu schätzen als jemand, der in jeder Mathematikklausur eine Eins bekommt. Ist nicht der durschnittlich Informierte, der sein Wissen überzeugend und nachhaltig präsentieren kann mehr zu beneiden, als der brilliante Denker, der Kontaktprobleme hat? Sicherlich!
Wie sollte man auch Dinge wie Kreativität und Sinn für Humor in einem Test bewerten? "Schreibe einen lustigen Witz auf" und "Male ein schönes Bild" wären solche Fragen? Doch wer setzt die Maßstäbe? Bei derartigen Fragestellungen gibt es keine objektive Lösungsvorgabe wie bei einer logischen Zahlenfolge. Es müssten Richtlinien geschaffen werden, was ich für unmöglich halte, denn die optische Schönheit eines Gemäldes oder das Humorverständnis sind ausschließlich subjektiv zu bewerten. Ein Computer würde bei der Auswertung solcher Fragen versagen. 
Das Konzept des IQs, ursprünglich zum Vergleich von Schulkindern erfunden, ist meiner Meinung nach in keinem Fall brauchbar, um ebendiese Aufgabe zu erfüllen. Man kann Intelligenz nicht als reines Logikverständnis werten, und sollte es deswegen bleiben lassen. Der einzige Effekt, der davon ausgeht, ist Druck und Vergleich, was in unserer heutigen Leistungsgesellschaft schon zur Genüge vorhanden ist. Es ist also in unserem eigenen Sinne, eine Intelligenzbewertung zu vergessen. Sie ist dumm.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen